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Titelbild: Fuehren mit dem Taktstock
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Führen mit dem Taktstock?

Waren Sie schon einmal bei einem Konzert anwesend? Damit meine ich weder Pop- noch Rockmusik. Nein, ein klassisches Konzert, so richtig mit Violinen und allen Instrumenten, die eben zu so einem Konzert dazugehören. Haben Sie sich die Person einmal genauer angeschaut, die vor alle den Musikern und Musikerinnen steht und sie dirigiert?

Einige Führungskräfte sehen ihre Aufgabe genau in dieser Tätigkeit – der Kopf eines Teams sein und sagen, wo es lang geht. Die Fäden in der Hand halten, sagt man ja auch gerne.

Wenn Sie aber etwas genauer hinschauen, merken Sie, dass genau das gar nicht die Aufgabe eines Dirigenten* ist. Ich selbst bin ausgebildeter Chorleiter und habe dabei gelernt, dass der Dirigent zwar gestaltet und interpretiert, seine Aufgabe aber eben gerade nicht in der Fachlichkeit besteht, selbst alle Instrumente besser spielen zu können. Er soll alle Musikerinnen und Musiker dazu in die Lage zu versetzen, ihre Fähigkeiten bestmöglich einsetzen zu können.

Die Aufgaben eines Dirigenten

Ganz konkret gibt es drei wesentliche Aufgaben eines Dirigenten, die, bei genauer Betrachtung, 1zu1 die Aufgaben einer jeden Führungskraft sind:

1. Das Orchester aufeinander einstimmen

Ein Dirigent muss das Orchester zusammenbringen, es miteinander kommunizieren lassen, gemeinsame Interaktionen nicht nur zulassen, sondern fördern. Jedes Teammitglied muss gehört werden und muss zuhören können. Das ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Zusammenarbeit. Hier befinden wir uns noch gar nicht im fachlichen oder gestalterischen Bereich, sondern in der reinen Befähigung überhaupt im Einklang miteinander arbeiten zu können und zu wollen. Ein Dirigent vermittelt Emotionen und schweißt das Orchester zusammen.

Eine erfolgreiche Führungskraft hat sich dies zu einer Daueraufgabe gemacht. Ein interaktives Team, dass aufeinander achtet, ist ein funktionierendes Team.

2. Relevante Informationen vermitteln

Ausgehend von vorhandenen Erwartungen und Arbeitsmitteln muss das Orchester dazu in die Lage versetzt werden, das gewünschte Stück zu spielen. Dazu ist es notwendig, dem gesamten Team alle relevanten Informationen zukommen zu lassen und auf den gleichen Wissensstand bringen. Offene Fragen müssen gestellt, Lösungen erarbeitet und kommuniziert werden. Kennt nur eine Person nicht alle Fakten, ist das Ergebnis am Ende nicht rund. Sind alle Fakten bekannt, weiß das Orchester auch ohne den Dirigenten sehr genau, was gespielt werden muss.

Erfolgreiche Führungskräfte kommunizieren ständig und transparent.

Auf diesem Weg wird niemand zurückgelassen. Die Teammitglieder können basierend auf dem gleichen Wissensstand gemeinsam ihre Arbeit erbringen.

3. Gestalten und Halt geben

Natürlich besteht die Aufgabe eines Dirigenten ebenfalls in der Interpretation und Umsetzung musikalischer Werke. Genauso besteht die Aufgabe einer Führungskraft in der Interpretation und Umsetzung von Anweisungen, Vereinbarungen und Strategien der Unternehmensführung, sowie darin, diese dem Team zu vermitteln. Im Rahmen dessen gibt eine Führungskraft aber auch Raum für Entwicklung und in gewissem Rahmen Selbstverwirklichung des Teams. Sie greift nur ein, wo es notwendig ist, nicht dort, wo es läuft.

Hat der Dirigent sich für einen Weg entschieden, weicht er nicht ständig davon ab, sondern dirigiert immer auf die gleiche Art und Weise. Er wird in gewisser Weise berechenbar und vermittelt damit Zuverlässigkeit und gibt dem Orchester Halt.

Eine erfolgreiche Führungskraft hat einen Plan, den es mit seinem Team teilt. Im Rahmen dieses Planes kann das Team selbständig agieren. Er wird nur dann geändert, wenn es zwingend notwendig ist. Alle Entscheidungen richtet die Führungskraft nach diesem Plan aus. Auf diese Weise erhalten wir ein entwicklungsfähiges Team, dass sich auf die gesetzten Rahmenbedingungen verlassen kann.

An diesen kurzen Beispielen können Sie erkennen, wie wichtig die Kommunikation als Führungsinstrument ist. Wie gut das Orchester zusammenspielt, ob alle das gleiche Stück spielen, ob sie laut, leise, langsam oder schnell spielen…

Das alles liegt in der Hand einer Person.

Schlussbemerkung

Das Ziel eines Dirigenten ist es, dass sich die Zuhörer auf eine wundervolle Musik konzentrieren können, nicht auf das Dirigat. Der Dirigent steht zwar optisch im Mittelpunkt, sorgt aber dafür, dass das Orchester und dessen Arbeit hervorgehoben werden.

Hinter dem Team stehen, ihm die Möglichkeit zur erfolgreichen Arbeit zu geben und dabei selbst die Verantwortung zu übernehmen, das sind Aufgaben einer jeden Führungskraft. Wer dies nicht beherrscht, kann nur planlos mit dem Taktstock herumfuchteln und besteht darauf, dass alle genau danach arbeiten. Wer erfolgreich führt, erreicht aber vielleicht irgendwann die Leichtigkeit eines Leonard Bernstein – und damit ein zufriedenes und motiviertes Orchester.

Als Abschluss möchte ich Ihnen das folgende Video nicht vorenthalten. Hier sehen Sie den Meister bei der Arbeit:

Leonard Bernstein – Candide Overture (Youtube-Link)

Herzliche Grüße

Christian Günther

* ab hier wird die Person aus Gründen der besseren Lesbarkeit als „Dirigent“ bezeichnet.

Christian Günther

Christian Günther

Beratung - Schulung - Mediation

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